Embodiment: Mensch, Hund!

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Im Gespräch mit Dr. Maja Storch über die Bedeutung von Embodiment im Hundetraining

Die bekannte Psychologin und Buchautorin Dr. Maja Storch lebt mit ihrem Mann und ihrem Hund Simon in der Nähe von Zürich und ist unter anderem Miterfinderin des Zürcher Ressourcen Modells – kurz ZRM.

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Quelle: Mensch, Hund! von Vera Bürgi, Maja Storch, Steve Lautz (Hogrefe)

Sag mal, Maja - mit welchen Themen beschäftigst Du Dich gerade?

Zusammen mit Vera Bürgi und Steve Lautz warten wir sehnsüchtig darauf, dass unser Hunde-Buch mit dem Titel “Mensch, Hund!” rauskommt. Daran haben wir nun vier Jahre mit viel Liebe gearbeitet und gestaltet. Das ist jetzt reif und wir können es kaum noch abwarten, dass es veröffentlicht wird. In diesem Buch geht es darum, dass es in der Hundeerziehung aus Sicht der Hundeschulen einen Missing Link gibt, nämlich die Arbeit nicht mit dem Hund, sondern mit dem Menschen. Das ist ein Thema, für das wir alle brennen.

Warum ist das wichtig?

Wenn man im Hundetraining nicht weiterkommt, ist ein möglicher Hintergrund oft, dass Menschen Wertekonflikte im Umgang mit ihrem Hund haben. Das Tier soll ein gleichwertiges Gegenüber sein, nicht dominiert werden wie auf dem Kasernenhof. Situationen, in denen das nicht funktioniert, lösen eine Stressreaktion aus. Das Ergebnis ist ein komisches Embodiment und das überträgt sich auf den Hund, der wiederum nervös wird. Die Arbeit an der eigenen Haltung und am Embodiment im Kontakt mit dem Hund ist entscheidend dafür, ob man die Übungen aus der Hundeschule überhaupt umsetzen kann.

Du hast selbst ein überaus stattliches Exemplar von einem Hund: Simon.
Hast Du ein Beispiel dafür aus Eurem Alltag?

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Eine klassische Situation ist: Ich liege auf dem Sofa, will Fernsehen gucken und habe vor mir einen Teller mit Käsebrot. Und Simon entwickelt ein Begehren auf dieses Käsebrot.

Ja, und wenn du einen Mastino hast, dann verschiebt sich in so einem Fall der Kopf vom Mastino über das Käsebrot drüber und sabbert alles voll.

Jetzt ist die große Frage: Hast du deinen Hund so gut erzogen, dass du dein duftendes Käsebrot in Ruhe auf deinem Sofa auf Hundehöhe verspeisen kannst?

In so einem Fall muss ich dem Hund beibringen, dass er zu verschwinden hat, wenn ich hier mein Käsebrot esse. Also ich muss zu dem Hund unfreundlich sein. Und das ist ein Motivkonflikt, den viele Leute nicht für sich gelöst bekommen und wo die Arbeit mit dem ZRM super funktionieren kann.

Mir hilft in dieser Situation mit Simon eine kleine Filmsequenz, die ich zufällig gesehen habe. Darin frisst eine Löwen-Mutter eine Gazelle und ihr Junges kommt angedackelt und wird von ihr weg geschickt. Nicht freundlich, sondern sie faucht ihr Baby richtig an. Und die Löwen-Mutter hat ihr Junges sicher sehr lieb - das ist nicht der Punkt. Der Kleine muss jetzt einfach warten und wenn er das nicht mit einem freundlichen Hinweis versteht, dann wird sie eben energischer.

Das war ein Bild, das mit meinem Wertesystem zu vereinbaren war und ich dachte: “Genau diese Haltung brauche ich”. Jetzt sitze ich mit meinem Brötchen auf dem Sofa und wenn mein Mastino kommt, sage ich “verschwinde”. Dann guckt er mich noch einmal vorwurfsvoll an und trollt sich. Das ist so ein schönes Wort, “trollen”. Er geht sicher nicht fröhlich, aber er tritt den Rückzug an, weil er weiß, es ist sinnlos. ­

­Was ist für Dich das Schönste am Zusammenleben mit Hund?

Das kann ein Hunde-Mensch so gar nicht sagen. Man kann man aus Vernunftgründen keinen Hund haben. Wenn der Hunde-Mensch keinen Hund hat, fühlt er sich verwaist - so kann ich das nur beschreiben. Du bist einfach nicht vollständig.

Danke Maja, wir freuen uns schon auf den nächsten Dreh mit Dir! ­

In unserem nächsten Dreh mit Maja geht es weniger um Hunde, dafür aber umso mehr um Embodiment. Viele von Ihnen haben sich dieses Thema gewünscht und wir verraten jetzt schon mal: Der Wunsch wurde gehört und wir sind mitten in der Vorbereitung. Alle weiteren Infos erhalten Sie bald in unserem Newsletter.

Dr. Maja Storch über ihren life lessons Kurs: „Man kann mir bei den life lessons beim Arbeiten über die Schulter schauen und dabei viel über die zahlreichen Variationen und die unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten des Zürcher Ressourcen Modells lernen. Die handwerklich fabelhaft produzierten Filme sind eine Fundgrube für alle Profis, um das eigene Repertoire zu erweitern."

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